Definition
Der Begriff “polyedrisch” stammt aus dem Griechischen und bedeutet “viele Flächen” (poly = viele, edros = Fläche). In der Mathematik und Geometrie beschreibt polyedrisch Objekte, die von vielen ebenen Flächen umgeben sind, und diese Objekte werden als Polyeder bezeichnet. Ein Polyeder ist also ein dreidimensionaler Körper, dessen Flächen aus Polygonen bestehen. Ein einfaches Beispiel für ein Polyeder ist der Würfel, der sechs quadratische Flächen hat.
Polyedrische Formen können sehr unterschiedlich sein, von einfachen Würfeln und Tetraedern bis hin zu komplexeren Formen wie Dodekaedern und Ikosaedern. Diese Formen finden sich nicht nur in der Geometrie, sondern auch in der Natur, Architektur und Kunst.
Eigenschaften von Polyedern
- Flächen:
Jede Fläche eines Polyeders ist ein Polygon, d.h. eine ebene Figur mit geraden Seiten. - Kanten:
Die Linien, an denen sich zwei Flächen treffen, nennt man Kanten. - Ecken:
Die Punkte, an denen mehrere Kanten zusammentreffen, nennt man Ecken oder Eckpunkte.
Polyedrische Formen können regelmäßig oder unregelmäßig sein. Regelmäßige Polyeder, wie die platonischen Körper, haben gleiche Flächen und gleiche Winkel. Unregelmäßige Polyeder hingegen haben Flächen und Winkel von unterschiedlicher Größe.
Polyedrische Formen bei Sukkulenten und Kakteen
In der Welt der Sukkulenten und Kakteen spielt die polyedrische Form eine besondere Rolle. Viele Pflanzen dieser Gruppen weisen natürliche geometrische Muster auf, die an Polyeder erinnern. Diese polyedrischen Formen sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern haben auch funktionale Vorteile.
Wasserspeicherung und -nutzung
Die polyedrische Struktur vieler Sukkulenten ermöglicht eine effiziente Nutzung und Speicherung von Wasser. Die polygonalen Flächen maximieren die Oberfläche für die Aufnahme von Wasser, während die interne Struktur hilft, Wasser zu speichern und gleichmäßig zu verteilen. Ein gutes Beispiel ist die Gattung Lithops, deren Blätter wie kleine Steine geformt sind, die aus mehreren flachen Flächen bestehen.
Stabilität und Wachstum
Die polyedrischen Formen bieten strukturelle Stabilität und unterstützen das Wachstum der Pflanzen. Diese Stabilität ist besonders wichtig für Kakteen, die oft in trockenen und windigen Umgebungen wachsen. Die Rippung bei vielen Kakteen, wie bei den Arten der Gattung Echinocactus, zeigt polyedrische Merkmale, die der Pflanze helfen, sich auszudehnen und zusammenzuziehen, ohne die Struktur zu verlieren.
Schutz und Verteidigung
Polyedrische Formen können auch Schutz bieten. Die stacheligen, polyedrischen Oberflächen von Kakteen wirken abschreckend auf Fressfeinde und helfen, die Pflanzen zu schützen. Beispielsweise hat die Gattung Ferocactus stark gerippte und dornenbesetzte Stämme, die sowohl Schutz bieten als auch Schatten für die Pflanze spenden.
Lichtaufnahme und Photosynthese
Die geometrische Anordnung der Flächen kann die Lichtaufnahme optimieren und so die Photosyntheseeffizienz erhöhen. Polyedrische Strukturen ermöglichen es der Pflanze, Licht aus verschiedenen Winkeln zu absorbieren, was besonders in Wüstenumgebungen vorteilhaft ist, wo das Licht stark und intensiv ist.
Beispiele für polyedrische Sukkulenten und Kakteen

Lithops
Diese “lebenden Steine” sind bekannt für ihre glatten, polyedrischen Oberflächen, die ihnen helfen, sich in ihrer Umgebung zu tarnen.

Astrophytum
Diese Kakteen haben oft gerippte, sternförmige Körper, die an polyedrische Formen erinnern und ihnen Stabilität und Effizienz in der Wasseraufnahme verleihen.

Echinocactus grusonii
Der “Schwiegermuttersitz” hat markante, gerippte und dornige Oberflächen, die die polyedrische Struktur und den Schutz der Pflanze deutlich machen.
Polyedrische Formen sind ein faszinierendes Merkmal der Natur, das sich in vielen Sukkulenten und Kakteen wiederfindet. Diese geometrischen Strukturen tragen zur Überlebensfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Pflanzen in extremen Umgebungen bei. Durch das Verständnis dieser Formen kannst du nicht nur die Schönheit, sondern auch die Funktionalität deiner Pflanzen besser schätzen.
